Jahreszeiten im Countdown

Liebes Publikum, liebe Mitwirkenden, liebe Organisatoren und liebe Förderer. DANKE!

Das Themenkonzert „4 Jahreszeiten im Countdown – Vom Wissen zum Handeln“, am Mittwoch, 30.11.2022 in der Musik- und Kongresshalle Lübeck – eigentlich unbeschreiblich! Wir freuen uns daher schon so kurz nach dem Ereignis über etwa 100 (!!!) durchweg positive Rückmeldungen und über 1.300 Besucher:innen des Themenkonzertes!

Mitwirkende
Nach dem Konzert: Prof. Mojib Latif, Ilona Jarabek, Emilia Seidensticker, Johanna Röhrig, Abbie McDonagh, Peter Wilckens, Francesco della Volta, Iseon Kim, Anne Matthai (© musicaetcetera)

Nachgedacht

Wir möchten Freude und Anregungen gern mit euch teilen! Für uns ist jedes Feedback wertvoll, oft sind es nur ein oder zwei gut beschreibende Wörter; denn die Urszene menschlichen Zusammenlebens ist der Dialog. Daher dürfen wir hier mit Dankbarkeit eine kleine Auswahl von „Nachgedachtem“ zum so wichtigen Klima-Themenkonzert veröffentlichen – und uns immer mehr und zielgerichteter auch an die Frage zum „Was dann?“ heranwagen:

 

Was kann „musica“ in unserer oft uferlosen und chaotischen Welt, im alltäglichen „et cetera“ leisten? Eine berechtigte Frage!

Videos von Emilia Seidensticker und Lukas Paulenz als Prolog für jede Jahreszeit
Videos von Emilia Seidensticker und Lukas Paulenz als Prolog für jede Jahreszeit (© musicaetcetera)

Ilona Jarabek, die Geschäftsführerin der Musik- und Kongresshalle Lübeck, hat in ihrer Verabschiedung des Themenkonzertes „4 Jahreszeiten im Countdown – Vom Wissen zum Handeln“ Daniel Barenboim zitiert: „Ist Musik etwas, das uns hilft, die Welt zu vergessen? Oder ist Musik etwas, das uns hilft die Welt besser zu verstehen?“

In Sprache und Musik möchte musicaetcetera zum Dialog des Publikums mit Persönlichkeiten unterschiedlicher Kultur- und Wissensbereiche beitragen, um zu elementaren Fragen der Gegenwart und Zukunft gemeinsam einen Beitrag zu leisten. Wir erleben in der Gestaltung unserer Themenprojekte oft tief beeindruckende Begeisterung, voller Hoffnung und vor allem junge Talente mit starkem Optimismus. So auch am 30.11.22 im Großen Saal der Musik- und Kongresshalle, in unserer idealen Kooperation mit MUK NEUE HORIZONTE und Klima Pro Lübeck, als es in allen besonderen Momenten des Klimavortrags von Prof. Mojib Latif, beim Hören und Sehen der überleitenden Jahreszeiten-Videos von Emilia Seidensticker und während der visionären Musik Vivaldis „MUKsmäuschenStille“ wurde.
Wissen teilen – dafür muss man die richtigen Menschen zusammenbringen. Das haben wir uns zur Aufgabe gemacht. Menschen, die sich verstehen, die sich mögen, die etwas zu sagen haben, mit Botschaften zum Hören und Denken über Generationen und Ländergrenzen hinweg.

Alle wollen etwas zum Guten ändern, bei uns kommt der mächtigen, verbindenden, universalen Sprache der Musik im „musica et cetera“ eine Sonderrolle zu. Aus dem gemeinsamen Verstehen soll sogleich Handeln entstehen. Reale Naturkatastrophen machen uns Angst, gerade auch weil sich langjährige Prognosen bestätigen. Das ruft natürlich auch Bedenkenträger und Gegner auf den Plan. Wir sind jedoch fest davon überzeugt, etwas Gutes tun zu können, für den Nachbarn, für Menschen in Not, auch weit entfernt vom eigenen Ort. Dass das gar nicht schwer ist, möchten wir euch gerne zeigen.

 

(Peter Wilckens & Béla Braack)

4 Jahreszeiten im Countdown – was für ein wundervolles Erlebnis! Nachbericht der Soloviolinistin Johanna Röhrig.

Die Solistinnen und Solisten Johanna Röhrig, Franceco della Volta, Abbie McDonagh und Iseon Kim
Die Solistinnen und Solisten Johanna Röhrig, Francesco della Volta, Abbie McDonagh und Iseon Kim (© musicaetcetera)

Die 4 Jahreszeiten Vivaldis sind das Werk, mit welchem ich in den letzten Jahren am häufigsten auf unterschiedlichen Bühnen gestanden habe – mit großem Abstand zu anderen Werken. Nie zuvor jedoch habe ich diese Musik so intensiv und anders, so neu und frisch für mich erlebt!

Als eine der vier Solist:innen war ich im Vorfeld zunächst nur am Rande in die allgemeine Planung involviert und erlebte die Vielfalt dessen, was Peter Wilckens und sein Team für diesen großen Abend zusammengeschmiedet hatten, eigentlich erst vor Ort.

Natürlich, vier unterschiedliche Solist:innen – zusammen mit den Musiker:innen des Orchester des Wandels und ihrem Dirigenten Carlos Johnson – brachten so schon zahlreiche Ideen, Farben und Phrasierungen etc. mit auf die Bühne, doch erst im Themenkonzert selbst, mit den eindrücklichen Vorträgen Mojib Latifs, den prägnant gestalteten Videos von Emilia Seidensticker und Lukas Paulenz sowie das stimmungsvolle Licht, welches das Publikum – sowie uns Musiker:innen – für jede der Jahreszeiten erneut in eine andere Welt eintauchen ließ, entwickelte sich das Ganze zu so viel mehr, dem mit Worten gerecht zu werden mir wirklich schwer fällt.

Ein jubelndes Publikum sowie glücklich erleichterte Musiker:innen und Veranstalter:innen standen sich am Ende des Abends voller Wohlwollen und Dankbarkeit gegenüber: dankbar dafür, ein kleiner Teil solch eines großen Projektes gewesen sein zu dürfen, dankbar für so viel Zuspruch und Unterstützung, die es von allen Seiten gegeben hatte.
Was inmitten des freudigen Beifalls jedoch ebenso im Raum zu spüren war, war eine allgemeine Bestürzung und Trauer über all jene Fakten und Themen, die durch die Bestandsaufnahme und Zukunftsszenarien in den Klimavorträgen Mojib Latifs so deutlich zu uns getragen worden waren – als krasser, schmerzender Kontrast zur wunderschönen Musik Vivaldis.

Was in mir als stärkster Eindruck des ganzen Projektes zurückgeblieben ist, ist das Gefühl eines „WIR” – „WIR” als dem einzigen Weg, Dinge in unserer Gesellschaft und unserer Umwelt nachhaltig zu verändern, als dem einzigen Weg nach vorn – in eine lebens- und liebenswerte Zukunft.

 

(Johanna Röhrig)

Eine elementare Frage der gymnasialen Oberstufe in ihrem unten zitierten Brief, die bei uns spontan wie eine „Steilvorlage" im Fußball ankommt! Also nur dem Ball hinterherlaufen und „verwandeln?“, „wandeln“?, „Transformation“? „Zeitenwende"? Etwas „wortverspielt“ wirkt es für uns als „Themenlabor“ auch wie eine „Steilvorfrage“; denn diese beschäftigt uns mit Blick auf den Klimawandel immer häufiger bei der Auswahl neuer Themen und deren Gestaltung. Wir sind vor etwa drei Jahren aus dem 2012 mit der Musikhochschule Lübeck gestarteten Förderprojekt MusikERkennen zu musicaetcetera erwachsen, um jungen, hochkarätigen Musiktalenten, den Vorbildern von morgen durch Zusammenarbeit mit Vorbildern von heute schon jetzt eine starke Stimme zu geben: hören. denken. handeln. Leicht gesagt bzw. geschrieben – aber sehr berechtigt und großartig nachgefragt, von Schülerinnen und Lehrer:innen der Geschwister-Prenski-Schule Lübeck, mit besonderem Dank an Martin Nehlskamp, Deutsch- und Philosophielehrer in der Oberstufe. Aber lest bitte selbst:

Martin Nehlskamp, Oberstufenlehrer für Deutsch und Philosophie, Geschwister-Prenski-Schule
Martin Nehlskamp, Oberstufenlehrer für Deutsch und Philosophie, Geschwister-Prenski-Schule

Lieber Peter,

wir Schüler:innen und Kolleg:innen der Geschwister-Prenski-Schule haben uns sehr über die von der Weiland-Kultur-Stiftung ermöglichte Einladung zum Konzert mit Vortrag gefreut. Für den Teil von uns, der sich im Rahmen der ‚Zukunftswerkstatt’ Gedanken über utopische Entwürfe für eine lebenswerte Zukunft auf diesem Planeten macht, passte er sehr gut ins Konzept. Aber auch darüber hinaus waren viele Schüler:nnen unserer Oberstufe – zum Teil auch unabhängig von einem Kurs – am Thema interessiert und haben sich angeschlossen. Wir alle versprachen uns neben dem Musikgenuss zahlreiche thematische Anregungen und Impulse aus dem Vortrag von Mojib Latif, der für fast alle von uns Hauptanlass des Besuchs war.
Den Vortrag in seinen beiden Teilen fanden wir informativ und anregend. Für viele von uns, zumal den thematisch bereits Interessierten und Engagierten, waren viele der vorgetragenen Informationen bereits bekannt, aber es gab auch neue Daten und Fakten. Die Informierten von uns hätten gerne noch mehr Details zur aktuellen Lage erfahren. Die Aufbereitung der Daten war anschaulich, zuweilen erschreckend anschaulich.
Was wir jedoch vermisst haben, war das ‚Handeln’ aus dem Titel. Ja, Herr Latif hat aufgezeigt, dass die Weltgemeinschaft handeln muss und da besonders die Führungspersönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft, die die großen Entscheidungen auf unserem Planeten treffen. Besonders eindrücklich der Satz, dass die Klimaverhandlungen, im kommenden Jahr in Dubai dann auch welche sein müssten und nicht wie bisher ausschließlich Wirtschaftsverhandlungen. Aber konkrete Hinweise, was jeder einzelne tun kann, um das zu bewirken, haben wir schmerzlich vermisst: Welche Möglichkeiten hat der und die Einzelne? Demonstrationen? Workshops für nachhaltigeres Leben? Petitionen und Briefe an Politiker und Wirtschaftsbosse verfassen? Den Konsum einschränken und umstellen?
Möglicherweise war das Wohlfühl-Format mit Musik und Slam-Poesie nicht der richtige Rahmen für diese Hinweise. Aber es bleibt die Frage, wo man sie dann unterbringt? Wie kann man das Format weiterentwickeln, dass es wirklich zum Handeln führt und es nicht nur im Titel führt.
Wären Nachfragen an den Referenten und ein offenes Gespräch am Ende sinnvoll? Oder ist das mit 1.300 Zuschauern nicht handhabbar? Käme dann die tolle Musik zu kurz?
Wir hoffen mit unseren Fragen eine kleine Anregung liefern zu können, um das insgesamt tolle Format weiterzuentwickeln!

 

Es grüßt ganz herzlich
Die Geschwister-Prenski-Schule

 


Dazu noch erste Team-Gedanken: Nach dem Konzert gab es zufällig genau zu eurer Frage ein intensives Gespräch mit einigen Mitwirkenden des Konzerts. Ich habe relativ kurz die Pläne von musicaetcetera vorgestellt, mit dem Ergebnis, dass allgemein und ziemlich erstaunt festgestellt wurde: „Das ist ja tatsächlich machbar!“ Unsere Vision geht auf eine Geschichte zurück, die bereits 1980 in der schleswig-holsteinischen Landesberufsschule Bad Malente-Gremsmühlen „zum Handeln“ entstanden ist. Wir möchten euch die damit verbundenen „verwandelbaren“ Ideen gern in einer Kursstunde vorstellen, um diese mit euch zu diskutieren, um eure Einschätzung zu erfahren. Das geschieht von uns natürlich ehrenamtlich und wir würden uns über eine entsprechende Einladung freuen. Da ich in eurem Schreiben als Initiator angesprochen wurde, möchte ich gern Johanna Röhrig als Musikerin und Carlos Johnson den Dirigenten bitten, mich zu begleiten. Dieses Angebot kann auch von anderen Schulen angenommen werden – wir wollen voneinander lernen, also mehr verstehen, denn nur dann kann es zum Handeln kommen!

 

(Peter Wilckens)

Eine bemerkenswerte Stille herrschte im nahezu vollbesetzten Großen Saal der Musik-und Kongresshalle Lübeck, als Prof. Mojib Latif in verständlichen Worten dem Publikum die wissenschaftlich gesicherten Zusammenhänge zwischen dem menschengemachten CO2 Ausstoß, der damit verbundenen Erderwärmung und den daraus folgenden Szenarien für das Leben auf dem Planeten erklärte. Besonders für die andächtig zuhörenden 400 Schülerinnnen und Schüler im Publikum wurde deutlich, dass es um ihre Zukunft geht. Musikalisch untermauert wurde der Vortrag mit Kompositionen von Antonio Vivaldi in höchster Perfektion vorgetragen vom Orchester des Wandels – einer Klimainititiative der Lübecker Philharmoniker und den vier Solistinnen und Solisten Johanna Röhrig, Franceco della Volta, Iseon Kim und Abbie McDonagh.
Die vier Jahreszeiten von Vivaldi sind dem Publikum sehr bekannt. Und doch gewannen sie im Kontext mit den Worten eine ausdrucksstarke, neue Bedeutung. Beschreiben sie doch eine heile Welt mit spürbar abwechselnden Jahreszeiten und intakter Natur. All dies ist in Gefahr! Mit eindrücklichen Sätzen verstärkte die junge Kommunikationsdesignerin Emilia Seidensticker die Botschaften als Poetry Slam in Video-Einblendungen mit einem wichtigen Appell an das Publikum, trotz der düsteren Zukunftsbeschreibung ganz im Sinne des Mottos vom musicaetcetera „Vom Wissen zu Handeln“ selbst aktiv zu werden.
Langer und begeisterter Applaus beendete diese bemerkenswerte Veranstaltung in der MUK. In ihren Abschlußworten dankte die Geschäftsführerin der MUK Ilona Jarabek allen Mitwirkenden für die gelungene Arbeit. Besonderer Dank galt aber Peter Wilckens von musicaetcetera, der mit seinem unermüdlichen Einsatz und seinen Ideen diesen großartigen Abend erst möglich gemacht und zum Erfolg geführt hat.

 

(Dr. Eugen Altwicker)

Cellistinnen des Orchester des Wandels – einer Klimainititiative der Lübecker Philharmoniker (© musicaetcetera)
Cellistinnen des Orchester des Wandels – einer Klimainititiative der Lübecker Philharmoniker (© musicaetcetera)
Sigrid Strehler und Caroline Metzger vom Orchester des Wandels (© musicaetcetera)

„Vivaldi hat noch alle 4 Jahreszeiten erlebt. Er schaute den Schlittschuhläufern auf der zugefrorenen Lagune von Venedig zu, hörte das Kratzen auf dem Eis.“ Mit diesen Sätzen begann Professor Mojib Latif am 30.11.22 seinen Klimavortrag in der Lübecker Musik-und Kongresshalle.
Die Schlittschuhläufer sahen wir in der Projektion eines Gemäldes aus Vivaldis Zeit. Sofort war auch der Bogen zur Musik gespannt, war die Atmosphäre geschaffen für einen besonderen Abend. Und wir, 15 Musikerinnen und Musiker der Lübecker Philharmoniker, waren dabei!
Zusammen mit vier talentierten jungen Geigensolist:innen haben wir diesen Abend musikalisch mit Antonio Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ umrahmt.
Als Mitglieder der bundesweiten Klimaschutzinitiative „Orchester des Wandels“ gestalten wir seit zwei Jahren Konzerte, deren Erlös einem Umweltschutzprojekt zugute kommt. Damit möchten wir ein größeres Bewusstsein für die Gefahren des Klimawandels schaffen- und an Lösungsvorschlägen mitwirken.
Dieser Abend aber war für uns alle etwas Besonderes: Während wir gebannt Professor Latifs wissenschaftlichem Vortrag sowie den eindrücklichen Texten der Autorin Emilie Seidensticker lauschten, wurden diese wiederum durch unsere Musik emotional verstärkt.
So entstand zusammen mit der frischen Ausstrahlung der jungen Solist:innen eine äußerst bereichernde Wechselwirkung, die uns aufs höchste motivierte und sich auch auf das Publikum in der nahezu ausverkauften MuK übertrug.
Besonders gefreut haben wir uns über die vielen jungen Zuhörer:innen, die unserer Musik spürbar begeistert gefolgt sind.
Wir sind überzeugt von der Reichweite eines solchen „interdisziplinären“ Formates und sehr froh über die vielen positiven Reaktionen. Daher nochmals ein großes Dankeschön an musicaetcetera und die MuK für die vertrauensvolle und bereichernde Zusammenarbeit!
Die Schlittschuhläufer in Vivaldis „Winter“ erinnern uns daran, dass dieses eisige Knirschen, Kratzen und Zähneklappern Klänge des Winters sind —Klänge, die wir alle auch in Zukunft hören möchten.

 

Evelyne Saad (Konzertmeisterin) – Orchester des Wandels / Lübecker Philharmoniker

 

Wir leben in einer wechselvollen Zeit vieler Veränderungen und Bedrohungen. Das sollten die Menschen auf allen gesellschaftlichen Ebenen erfahren und reflektieren. Deshalb ist Kultur eben nicht nur Musik oder Theater oder Ausstellung, sondern sollte ein Panoptikum sein und ein Vehikel, um den Menschen Botschaften zu überbringen. Leider werden längst nicht alle kulturellen Veranstaltungen diesem Anspruch, wie er auch von Daniel Barenboim postuliert wird, gerecht. Das ist der Grund, warum wir die Initiative musicaetcetera so sehr schätzen. Diese vermittelt damit mehr als das akustische Phänomen. Der Fußball zeigt uns dagegen gerade wie man es nicht machen sollte und scheitert krachend an seinen eigenen politischen Ansprüchen und möglicherweise auch bald an seinen sportlichen.

 

Dr. Ulrich Zibelius
Dr. Cordula Zibelius

 

Zurück